SPD 60 plus

Baden-Württemberg

60 plus Heilbronn: Von den Mühen und Freuden der Rundfunkarbeit

Veröffentlicht am 06.11.2022 in Aus dem Parteileben

Beim Monatstreffen der SPD-Arbeitsgemeinschaft Heilbronn Stadt & Land kann es auch mal heiter statt politisch zugehen. Der AG-Vorsitzende Sieghart Brenner hatte Wolfgang Walker gewinnen können. Wer kennt ihn nicht, den Stuttgarter Rundfunk-Mann mit der sonoren, warmherzigen Stimme, wohlbekannt von der nachmittäglichen Sendung jeden Werktag von 15 bis 16 Uhr, die er 26 Jahren lang moderierte: „U.A.w.g. – Um Antwort wird gebeten“.

Walker ist eigentlich Badener, 1946 in Mannheim geboren. In seiner Handwerker-Familie gab es ein großes Rundfunkgerät. Vor allem das Hörspiel um 17 Uhr faszinierte ihn. Da wollte er auch mal dabei sein, wenn auch nur als Hintergrundstimme. Auf ein ungelenkes Bewerbungsschreiben als 16Jähriger erhielt er vom SDR-Studio Heidelberg eine Einladung zu einer Mikrofonprobe mit sachlichem, engagierten und Mundart-Text. Als er dann in dem schalldichten Raum voller Enthusiasmus einen Text aus Werthers Leiden, gefärbt in Mannemer Dialekt, vortrug, war es aus. Abi, Studium und Sprechbildung wurde erstmal verlangt.

Nach Germanistik-Studium und Praktikum beim Südwestfunk kam er wieder zum Süddeutschen Rundfunk in Stuttgart, allerdings nicht, wie angestrebt, in die Kultur- sondern in die Unterhaltungsredaktion. Aus dieser Zeit wusste Walker einige Anekdoten zu berichten („Zölibat ist eine priesterlose Ehe“), erst recht dann von seinen „Abenteuern“ auf dem Cannstatter Wasen, wo er die Betreiber der Fahrgeschäfte in voller Fahrt interviewen sollte. Für Walker waren die ersten Funk-Jahre „Learning by doing.“

Später interviewte Walker bekannte Mitbürger zu ihrem Lebenslauf. „40 Minuten Wort ohne Musikpassagen“. Begegnungen unter anderem mit Erich Kästner, Heinz Rühmann, Rudolf Platte, Paul Hörbiger, Johannes Heesters, O.E. Hasse, Peter Frankenfeld, Peter Ustinov, Elly Beinhorn, Lilly Palmer, Erika Köth. Über diese Gespräche wusste Walker amüsante Stories zu berichten.

Es folgte der Einsatz in der Frühsendung um fünf Uhr mit Rainer Nitschke „Gut aufgelegt“, wo er nicht immer so gut aufgelegt war. Die Sendung „Um Antwort wird gebeten -U.A.w.g." wurde zu seinem Markenzeichen. „Das war
soziales Radio" - da kamen alle möglichen Anliegen, Probleme und
Sorgen zu Wort, wurden Hilfen, mehr oder weniger wertvolle Gebrauchsgegenstände aus privatem Fundus sowie soziale Bekanntschaften und auch mal Tiere vermittelt, und „hinter den Kulissen“ mit einer Kollegin noch mit Rückrufen persönliche Fragen der Hörer/innen erörtert und geklärt. Nicht von ungefähr bekam Walker für diese Lebenshilfe-Sendung zweimal das Bundesverdienstkreuz. Und bei seiner letzten Sendung und Verabschiedung in den Ruhestand am 29. Juni 2007 in Hagnau am
Bodensee fanden sich mehr als 3000 Hörer/innen ein, um ihre Würdigung für
„U,A,w.g.“ als wichtiges soziales Bindeglied auszudrücken.

Die weitaus längste Zeit seiner Rundfunk-Jahre in Stuttgart erlebte Walker beim Süddeutschen Rundfunk bzw. - seit dem Zusammenschluss mit dem Südwestfunk (SWF) am 1. Oktober 1998 - dem Südwestrundfunk (SWR). Laut Walker hatte man damals noch „Ehrfurcht vor schneeweißen Haaren“, wie es in dem Lied von Camillo Felgen heißt, das in der SDR-Sendung „Sie wünschen, wir spielen“ gut ankam. Doch das Alter nimmt Walker mit Humor. Stellvertretend dafür gab er ein Gedicht über dem Alter geschuldeten Beschwernissen und Vergesslichkeit zum Besten, aus einem von vier vergriffenen Bändchen, die entstanden sind aus Gedichtanfängen, die Hörer kannten und die von anderen Hörern vervollständigt wurden. Richtig lustig wurde es bei den SPD-Senioren, als Wolfgang Walker noch einige Sketche vortrug. (hs).