SPD 60 plus

Baden-Württemberg

Herzlich Willkommen!

Wer wir sind. Wir sind eine selbständige Arbeitsgemeinschaft in der SPD. Wir engagieren uns und suchen den Dialog mit den anderen Generationen. Bei uns kann jeder ältere Mensch mitmachen, auch wenn er noch nicht Mitglied unserer Partei werden will. Auch jüngere Menschen, die sich mit Altersfragen beschäftigen, sind uns willkommen. Was wir wollen. Wir wollen unsere Kenntnisse und Erfahrungen für die Gestaltung der Zukunft einbringen. Wir erwarten, daß die Lebensleistung unserer Generation respektiert wird. Wir wollen nicht bevormundet werden. Wir vertreten unsere Interessen selbst! Was wir tun. Wir machen Aktionen, Projekte und Veranstaltungen, diskutieren und mischen uns ein, wenn politische Entscheidungen anstehen. Es gibt in jedem Landkreis eine Seniorenarbeitsgemeinschaft der SPD, zumindest eine Ansprechpartnerin oder einen Ansprechpartner. Wir laden Sie oder Dich zum Mitmachen recht herzlich ein.

Rainer Arnold
Landesvorsitzender SPD 60plus

Hans-Georg Kerler, Vom Blitzschlag zur Rehabilitation

......... Eine Ärztin der Reha-Klinik wusste auch nur eine ironisch-statistische Antwort: weil ich ein Mann und alt sei (76 Jahre). Da ich kein Raucher und beim Alkohol zurückhaltend gewesen sei, hätte die Wahrscheinlichkeit eines Schlaganfalls nur bei einem Prozent gelegen, bei Rauchern und Alkoholfreunden wären es fünf bis sechs Prozent. Leider gehörte ich nicht zu den 99 Prozent Nicht-Betroffenen. Glück im Unglück: ich bin Rechtshänder - die Lähmung ist linksseitig.

Um das Liegen im Bett zu verringern, bat ich um einen Rollstuhl. Die Ärzte hielten den Beginn einer Ergo- und Physiotherapie an Arm und Bein für geboten. Je sechs Tage befand ich mich auf der Intensiv- bzw. Normalstation der Neurologischen Klinik des KH. Danach konnte ich einen Therapieplatz in der Schmieder-Klinik in Allensbach am Bodensee erhalten, einem neurologischen Fach- und Rehabilitationskrankenhaus. Davon gibt es sechs – von Konstanz bis Heidelberg. Sie gelten als renommiert und haben oft lange Wartezeiten. Träger der Kliniken ist eine Stiftung.

Prof. F. Schmieder und die moderne Hirnforschung leiten aus der Erkenntnis der Plastizität des Gehirns dessen Anpassungs- und Kompensationsfähigkeit nach einer Schädigung ab. Darauf beruhen die Therapieansätze und das Motto der Klinik: „Nie aufgeben!“ Ziel ist, „das körperliche und seelische Gleichgewicht … wiederherzustellen“, gestörte Funktionen zu verbessern und verlorene Funktionen durch Ersatzstrategien zu kompensieren. So sollte auch die Neigung zu Spasmen (Krämpfen, erhöhtem Muskeltonus) verringert werden.

Das Ambiente der Klinik ist außergewöhnlich: am flachen Südhang des Bodanrück zwischen Wald und Bodensee in einem Parkgelände gelegen, bietet sie bei klarem Wetter einen einzigartigen Blick auf das Alpenpanorama – u.a. Montafon, Säntis und Churfirsten. Davor erstreckt sich der Bodensee, genauer der Untersee mit der Insel Reichenau. Diese Umgebung war wohltuend und genau das Richtige für mich.

In den ersten Wochen waren logopädische Übungen angesagt, um die Lautbildung (bei mir S und Z) zu verbessern: „Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen“, „Der Zweck hat seinen Zweck, den Zweck zu bezwecken; wenn der Zweck seinen Zweck nicht bezweckt, hat der Zweck keinen Zweck“. Davon gab es Hunderte banale und kuriose Übungsbeispiele, die ich alle mehrfach und täglich artikulierte - unterstützt von Facialis- und Mundmotorik-Übungen sowie Stimmbildung und Rhetorik in der Gruppe.

Priorität hatte aber die Mobilisierung des betroffenen Beines. Von Mai bis September erhielt ich in der Abteilung Säntis in der Stufe C Physio- (Bein-) und Ergo- (Arm/Hand-) Therapie von mehreren kompetenten Therapeutinnen und Therapeuten. Anfänglich konnte ich mich nur im Rollstuhl bewegen. Übungen zur Muskelstärkung und Aktivierung von Nerven im linken Bein fanden in der Beinpresse, am Ergometer, am Stehbarren oder an einer Liege statt: bei den letzten beiden durch Kniebeugen, Hinsetzen und Aufstehen. Es folgten Gleichgewichtstraining, dann Gehversuche zunächst am 30 m langen Handlauf des sog. Rondells, danach mit dem Vierpunktstock, schließlich mit dem normalen Gehstock. Bei fehlender Steuerung des Vorderfußes muss dieser durch eine Fußschiene gestützt werden, um das korrekte Abrollen des Fußes zu ermöglichen. Zunächst übte ich das Gehen im Gebäude mit seiner langen Fluren, nach drei Wochen auch das Treppensteigen am Handlauf, ab Juli das Gehen im Außengelände in Begleitung, z.B. in der Terraingruppe, dann mit Praktikanten/innen oder einer jungen Frau, die nach dem Abitur als Bundesfreiwillige willkommene Dienste in der Klinik leistete. Meine Physiotherapeutin ließ mich an einem Hindernisparcour mit Pflastersteinen und Schwellen üben. Schließlich konnte ich zu Fuß alleine die Klinik umrunden. Im August gelang es mir, im Flur ein kleines Stück ohne Stock zu gehen, allerdings behielt ich zur Sicherheit den Stock in der Hand. Ich durfte auch Fahrrad im Park fahren – mit einem Dreirad. Das war sehr vergnüglich.

Die Therapien gehen oft bis zur Leistungs- und Schmerzgrenze. Sehr viel Wert wird auf selbstständiges Üben gelegt, damit das geschädigte Gehirn und die verringerte Muskulatur sich dem früheren Zustand annähern. Ärzte/innen und Pfleger/innen motivieren ihre Patienten zur Aktivität. In der Bodengruppe wurde das Aufstehen trainiert für den Fall eines Sturzes: drehen in die Bauchlage, knien, hochdrücken evtl. am Stuhl oder Heizkörper. Parallel zu den Therapien sind die Pfleger/innen und Therapeuten/innen gehalten, den Patienten zu helfen, selbstständiger zu werden, insbesondere bei der Lähmung einer Hand. Lymph-drainage, Elektrostimulation der Nervenbahnen im Arm, Übungen mit der Hand oder die Spiegeltherapie zeitigten bei mir leider nicht die gewünschten Erfolge. Hände seien eben viel komplizierter als die Beine, hieß es. Das dauere eben.

Das Zeitfenster für Therapien wird auf zwei Jahre veranschlagt. Dann nimmt der Zuwachs an Fähigkeiten ab. Immerhin konnte der Arm- und Schulterbereich durch moderne digital-mechanische Geräte mit Bildschirm und verschiedenen Animationsprogrammen gelockert und mobilisiert werden.

Außerhalb der Therapien gibt es viele Angebote: Ergometer, Laufband, NuStep, Tischtennis, Schwimmbecken, Vorträge, Konzerte, Bingo. Digitale TV-Vortragsfilme sind Pflicht: Themen sind Bewegung und körperliches Training, Ernährung bei Schlaganfall, Stressbewältigung, Rehabilitation u.v.a. Vorzüglich ist auch die Sozialberatung, die über Kranken- und Pflegeversicherung informiert. Gut zu wissen, wie Therapieverlängerungen vonstattengehen. Der Arzt muss sie gegenüber dem Kostenträger (KV, PV, BG) begründen – mit zu erwartenden Fortschritten.  Der Bademeister animierte mich zum Schwimmen. Das Wasser war sehr angenehm. Aber es gelang mir nur im Kreis herumzupaddeln, weil das linke Bein zu wenig Kraft besaß.

Wichtig ist auch der Kontakt zu anderen Patienten/innen mit ihren Krankengeschichten und Erfahrungen. Ein unterhaltsamer, musikalischer Zimmernachbar sang eines Morgens Beethovens „Freude schöner Götterfunken“. Ein ehemaliger Pilot erzählte den Tischnachbarn seine Erlebnisse als Postflieger in Afrika und als Hubschrauberpilot bei der Bundeswehr. Man konnte sehr interessante Menschen kennenlernen.

Anfangs erhielt ich Frühstück, Mittag- und Abendessen aufs Zimmer. Dann fuhr ich mit dem Rollstuhl zur Cafeteria, dem Speisesaal der Klinik. Später ging ich mit dem Stock dorthin. Der Speiseplan ist abwechslungsreich, überwiegend mediterran und bietet auch vegetarische und vegane Kost, viel Gemüse, Obst und Joghurt. Sonntags kann man brunchen: Kaffee und Hefezopf, Weißwurst, süßer Senf und Brezel, Körnerbrötchen, Rührei, Käse, Wurst, Orangensaft, Müsli, Obst zur Auswahl. Das Personal ist überaus freundlich und behilflich. Bei warmem Wetter kann man auch auf der Terrasse mit Blick in den Park speisen. Patienten von einer Station oder vom selben Flur nehmen die Mahlzeiten meist gemeinsam ein. So kann man sich unterhalten und Informationen austauschen. Einige davon bilden bis heute eine Chat-Gruppe oder telefonieren.

Ich erhielt jedes Wochenende Besuch von meiner Frau, meinen Kindern und Brüdern, von Freunden, Genossen und Kollegen, was mir sehr gut getan hat. Mit diesen und Mitpatienten unternahm ich Ausflüge im Rollstuhl und Spaziergänge in die Umgebung, z.B. an einen Teich mit Schilf und Libellen. Mit der Familie genoss ich die italienische Küche im „Casa Mia“ am Allensbacher Bodenseeufer beim Bahnhof, zu dem es einen kostenlosen Fahrdienst gibt.  

Nachdem ich mit Hilfe der Pfleger/innen und Therapeuten/innen genügend Selbstständigkeit erworben hatte wie anziehen, duschen, frühstücken und essen, Wege zu den Therapien zurücklegen usw. und genügend Fortschritte gemacht hatte, wurde ich Ende September von meiner neuen Ärztin der Stufe D in der Abteilung Höri zugeteilt und erhielt ein Einzelzimmer mit Blick zum Bodensee. Dort blieb ich vier Wochen zu weiteren Therapien bis zur Abschlussuntersuchung im Oktober 2024. Der Stationsarzt stellte mir in Aussicht, die Therapie in der ambulanten Tagesklinik Schmieder in der Rötestraße 18 in Stuttgart fortzusetzen.

Ein ehemaliger Kollege holte mich ab. Nach einem Hausarzttermin in Zuffenhausen konnte ich bis zum Dezember diese Klinik besuchen. Sie stellte erfreulicherweise jeden Tag einen kostenlosen Fahrdienst zur Verfügung. Die Therapeuten/innen und die Ärztinnen waren auch hier sehr freundlich und kompetent: sprachliche und mathematische Konzentrations- und Greifübungen, Gymnastik, Gleichgewichts-, Haltungs- und Laufbandtraining. Ich konnte dort mehr Sicherheit beim Gehen und einen aufrechteren Gang erreichen. Durch Tiefenmassage mobilisierte meine Ergotherapeutin die Armmuskeln.

Im Januar 2025 war der erste Termin der Physio- und Ergotherapie bei Rehamed in Stuttgart-Feuerbach, wo die Therapie nach ärztlicher Verordnung mit neuen Varianten fortgesetzt wird. Zweimal jede Woche fahre ich in Begleitung meiner Frau mit der Stadtbahn nach Feuerbach. Dabei gehe ich zu Fuß je einen Kilometer hin und zurück, ein gutes Gehtraining, das von fast täglichen Spaziergängen unterstützt wird. 

Zu erwähnen ist der in meinem Fall notwendige Einbau eines Handlaufs im Treppenhaus und der Umbau des Badezimmers in einen behindertengerechten Zustand: Entfernung der Badewanne, ebener Zugang zur Dusche, erhöhte Toilette, rutschfeste Fliesen und Stangen an den Wänden zum sicheren Festhalten. Also ein völliger Umbau, dessen endgültige Kosten wesentlich höher als der Voranschlag lagen. Immerhin wurde ein Zuschuss von 4000  € von der PV gewährt.

Übrigens: Nach der Befragung durch einen Gutachter habe ich Anfang des Jahres einen Schwerbehindertenausweis (analog wie die anderen Anträge auch) beantragt, was bestätigt wurde, aber erhalten habe ich den Ausweis bisher noch nicht. Da wünsche ich mir, dass die Digitalisierung der Verwaltung die Bearbeitung vereinfacht.

Insgesamt betrachtet fühlte ich mich gut behandelt und versorgt. Als Betroffener weiß man den deutschen Sozialstaat wirklich zu schätzen. Diese Meinung teilen auch meine Mitpatienten. Sozialdemokraten müssen ihn konsequent verteidigen und wo nötig, ausbauen.

 

Besuch von Lothar Binding in Bad Krozingen

Lothar Binding mit seinem wichtigsten Werkzeug

Am Montag war Lothar Binding, der Bundesvorsitzender der SPD AG 60 plus zu Besuch in Bad Krozingen, er war viele Jahre der finanzpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion.

Am Nachmittag fand ein Gespräch mit den Leitungen dreier Pflegeeinrichtungen und dem Bundestagskandidaten Julian Wiedmann statt. Dabei konnte viel über die Situation in der Pflege und ihre Zukunft, mit dem besonderen Blick auf die Finanzlage und personelle Engpässe in Folge der demographischen Entwicklung ausgetauscht werden.

Gespräch mit Nils Schmid, MdB

 

Von Nils Schmid

 

Sozialdemokratische Außenpolitik in der Zeitenwende
 

Nils, du bist seit 2018 außenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag. Konntest du dir damals vorstellen, dass wieder ein SPD-Kanzler für die Stationierung von Mittelstreckenraketen in Deutschland wirbt?

Als Kind der „Generation 1989“ war ich geprägt von Gorbatschows Perestroika. Wir hatten die Hoffnung, dass der Kalte Krieg endet, Atomwaffen verschwinden und wir die „Friedensdividende“ für Soziales, Umwelt und Modernisierung einsetzen könnten. Rund 30 Jahre später war schon längst erkennbar, dass es nicht immer nur aufwärts gehen und alle Konflikte verschwinden würden. Jetzt müssen wir den Tatsachen von Heute ins Auge schauen. Ohne das Wünschenswerte zu vergessen, muss sich politisches Handeln an den Realitäten orientieren. Spätestens mit der russischen Invasion der Ukraine sind wir in ein neues Zeitalter der Bedrohung europäischer und deutscher Sicherheit eingetreten. Olaf Scholz hat dafür den Begriff Zeitenwende geprägt. Die SPD und der Kanzler werden dem gerecht – auch mit dieser Stationierung.  

Die SPD 60plus Baden Württemberg lädt ein: JUNG UND ALT GEMEINSAM

Im Jahr 2050 werden 22 Millionen Deutsche über 65 Jahre alt sein. In vielen Medien und Talkshows wird zunehmend versucht, daraus einen zwangsläufigen Konflikt zwischen den Generationen zu konstruieren und zu befeuern. Unsere Lebenswirklichkeit und viele seriöse Studien zeigen aber etwas anderes: Jung und Alt sind solidarisch und füreinander da. Gleichzeitig wissen wir aber auch, der demografische Wandel verändert unsere Gesellschaft und bedarf der richtigen politischen Gestaltung auf nahezu allen politischen Feldern.

Darüber wollen wir bei einer gemeinsamen Konferenz der SPD 60plus und der Jusos in Baden-Württemberg diskutieren und Euch herzlich zu dieser Veranstaltung einladen.

Jüdischer Kulturweg - auf den Spuren jüdischen Lebens

Foto: Richard Mall

Das Jubiläumsjahr 2021 das an „1 700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“, erinnerte, war Ideengeber für den „Jüdischen Kulturweg im HeilbronnerLand“, den das Kreisarchiv Heilbronn und das Museum ehemalige Synagoge Affaltrach konzipiert haben. An 60 Stationen in 30 Landkreiskommunen, sowie der Stadt Heilbronn macht der Kulturweg Station. Der Weg konnte wegen der Corona-Pandemie erst im September 2023 offiziell eröffnet werden. Darüber und über „Spuren jüdischen Lebens im HeilbronnerLand“, spricht die Archivarin beim Landkreis Heilbronn, Petra Schön, beim Mai-Treffen der Heilbronner SPD AG 60plus, am vergangenen Freitag in Böckingen.